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Torf als Ausgangstoff für Kultursubstrate und Blumenerden

Sunday, der 28. March 2010
bis Monday, der 29. March 2010
Kategorie: Presseartikel, Stoffstrommanagement
»Klimakiller Torf« – Torf als Ausgangstoff für Kultursubstrate und Blumenerden

von Christine Müller-Beblavy, Dipl. Geoökologin

Vorbemerkung der Redaktion: Im September 2008 sind wir auf einen

Artikel auf der Internetseite Fairplanet.net sowie auch im Spiegel Magazin vom 15.09.2008 ("Umweltschutz statt Ökosprit") gestoßen.

Beide beschäftigen sich mit der Studie der englischen unabhängigen Denkfabrik Policy Exchange. Die Hauptaussage dieser Studie ist, daß der Schutz von Moorlandschaften zum effektivsten und kostengünstigsten Mittel der globalen CO2-Reduktion gehört. Die Kosten der Bewahrung tropischer Moore stehen mit 0,1 US-Dollar pro eingesparter Tonne CO2 denen der Biokraftstoffe (146 Dollar pro Tonne C02) oder der Atomkraft (254 Dollar pro Tonne C02) gegenüber. Die Dipl. Geoökologin Christine Müller-Beblavy hat für das-gold-der-erde.de den Zusammenhang zwischen der Entstehung der Moore, ihren ökologischen Wert und dem Potenzial für den Klimaschutz im Zusammenhang mit Torf als Ausgangsstoff für Kultursubstrate und Blumenenerden wissenschaftlich zusammengefasst. Die Artikel lassen sich auch als PDF für interessierte Laien (Klimakiller_Torf.pdf) oder mit weitergehenden Untersuchungen für das Fachpublikum (Torf_Artikel_Fachpublikum.pdf) downloaden.

»Klimakiller Torf« – Torf als Ausgangstoff für Kultursubstrate und Blumenerden

Moore bedecken 3% der Landfläche und enthalten ebensoviel CO2
wie die gesamte Vegetation der Erde zusammengenommen

Weltweit bedecken Moore eine Fläche von rund 400 Millionen ha, dies entspricht ca. 3% der Landfläche. Sie stellen im intakten Zustand einen Speicher für Kohlenstoff (C) und andere Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor dar. Der Kohlenstoff wird im Rohstoff Torf festgesetzt. Torf spielen somit als Senke für das klimawirksame Gas Kohlendioxid CO2 eine wichtige Rolle. Moore speichern im Torf weltweit etwa 550 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, was der Menge an gespeichertem Kohlenstoff in der gesamten Vegetation der Erde oder 1/3 des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs entspricht.

64 Mio m³ Torf wurden allen 2005 in der EU abgebaut

Die mengenmäßig wichtigste Verwendung findet der Torf in Deutschland und in anderen europäischen Staaten als Ausgangsstoff für Kultursubstrate für den Hightech-Erwerbsgartenbau sowie als Bestandteil von Blumenerden für den privaten Gärtner.
Die Studie der European Peat and Growing Media Association (EPAGMA) hat ergeben, dass 2005 64 Mio. m³ Torf in der EU abgebaut wurden. Aus dieser Menge werden unter anderem jährlich etwa 37 Mio. m³ Kultursubstrate und Blumenerden in der EU produziert. 19 Mio. m³ Torf finden Verwendung in Kultursubstraten des Erwerbsgartenbaus.

Die deutsche Torf- und Humuswirtschaft ist mit über 50% Lieferanteil innerhalb der EU der wichtigste Produzent von Torfprodukten für gärtnerische Zwecke. Jährlich werden für die Herstellung der Gartenbauprodukte ca. 9 bis 10 Mio. m³ Torf und zwar ca. 6 Mio. m³ Schwarztorf und 3 bis 4 Mio. m³ Weißtorf verwendet. Der Schwarztorfbedarf wird aus deutschen Hochmooren gedeckt. Weißtorf kann nur 1 Mio. m³ jährlich abgebaut werden. Der restliche Bedarf wird importiert. Die deutsche Torf- und Humuswirtschaft  importiert seit den 1990er Jahren zur Beimischung Weißtorf aus den baltischen Staaten, Russland, Polen, Irland und weiteren Ländern. Die gesamte Importmenge lag 1996 bei ca. 1,4 Mio. m³, 2003 waren es über 3 Mio. m³, Tendenz steigend. In den Jahren 2006 bis 2008 hat die deutsche Torfindustrie jeweils über 4 Mio. m³ Torf importiert.

Torf wächst nur einen Millimeter pro Jahr

Nachteile der Torfnutzung gibt es viele. Torf ist zwar im eigentlichen Sinne ein nachwachsender Rohstoff, darf aber als solcher nicht gesehen werden. Torf wächst in einem Jahr nur ca. 1 mm. Es handelt sich somit um Zeiten die für ein Menschenleben unerreichbar sind. Er muss unter diesem Aspekt den fossilen Rohstoffen Kohle oder Erdöl gleichgesetzt werden. Der Importe von Torf per Schiff oder LKW aus anderen Ländern hat ein klimabelastendes Verkehrsaufkommen zur Folge. Entwässerte und abgetorfte Moore verlieren ihre Fähigkeit zur Torfneubildung und auch eine Renaturierung bringt den abgebauten Torf nicht wieder.

Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten

Moore sind Lebensräume für eine Vielzahl von seltener und geschützter Tier- und Pflanzenarten. Dabei handelt es sich um spezialisierte Arten, die sich an die extremen Bedingungen im Moor angepasst haben. Ein Ausweichen auf andere Lebensräume ist meist nicht möglich und so stellt die Bedrohung von Mooren auch eine Bedrohung einer speziellen Pflanzen- und Tierwelt dar.

Mooren kühlen durch Verdunstung und Kondensation

Das oberflächennahe Wasser in einem intakten Moor bedingt durch Verdunstung und Kondensation mittels der Vegetation einen zusätzlichen Klimaeffekt, nämlich eine Temperaturdämpfung. Der kurzgeschlossene Wasserkreislauf bringt für das Gebiet entsprechende Niederschlagsbildung in Form von Tau. Im Lebensraum Moor ist der Zyklus eines lokalen kurzgeschlossenen Wasserkreislauf auf ein bis einige Tage anzusetzen. Moore tragen somit zu einer Temperaturabsenkung bei, die sich wiederum positiv auf das globale Klima auswirkt. Der Einfluss macht sich durch einen Dämpfung des Klimaverlaufs deutlich. Durch Fehlen oder Verringern der lokalen kurzgeschlossenen Kreisläufe können die Temperaturunterschiede nicht mehr ausgeglichen werden und die mittlere Aufenthaltszeit des Wassers in der Atmosphäre steigt weltweit an. Der positive Effekt kann aber nur in einem intakten und vom Torfabbau unberührtem Moor mit oberflächennahem Wasser, also Wassersättigung, und gesunder Vegetation entstehen.

Freisetzung von CO2 bei dem Abbau von Torf

Bei der Absenkung des Wasserspiegels in Mooren z.B. zum Abbau von Torf kommt es zum Abbau der organischen Substanz im Torf und zur Freisetzung von CO2 und Nährstoffen. Der Torf als Substrat im Gartenbau setzt dort Mengen von CO2 frei. Torfabbau kann zu Emissionen zwischen 180 und 225 t CO2/ha a führen. Um den jährlichen Emissionswert von einem Hektar zu erreichen muss man mit einer Mercedes C-Klasse 1 Mio. Kilometer fahren oder 90 Langstreckenflüge in die USA unternehmen. Methan und Kohlendioxid verhalten sich im Stoffkreislauf des Moors gegenläufig. In einem entwässerten Moore ist die Methan-Emission rückläufig und wird von einer verstärkten CO2-Freisetzung abgelöst. Nach Schätzungen kompensiert die sinkende Methan-Emission die zugleich ansteigende und sich auf den Treibhauseffekt auswirkende CO2-Emission nur teilweise. Das heißt, die Freisetzung von Kohlenstoff durch die Entwässerung von Mooren und den Torfabbau wird nicht durch die verminderte Methan-Emission ausgeglichen. Genutzte und degenerierten Moore sowie der verwendete Torf werden somit zu Kohlenstoffquellen und spielen damit eine entscheidende negative Rolle im Klimageschehen.

Die Verwendung von Torf als Grundsubstanz in Kultursubstraten und Blumenerden wirkt sich negativ auf das Klima aus. Ein Verzicht auf bzw. ein Ersatz des fossilen Rohstoffs Torf durch erneuerbare Grundstoffe ist daher unerlässlich.

 


Christine Müller-Beblavy
, Dipl. Geoökologin

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"Klimakiller Torf" – Torf als Ausgangstoff für Kultursubstrate und Blumenerden

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Die Nachteile der Verwendung von Torf