Die neue Terra Preta - Zukunft der Landnutzung!

EU-Kommission unterstreicht die Bedeutung der Böden

Thursday, der 2. April 2009
Kategorie: Stoffstrommanagement, Studien, Terra Preta
Die in den Böden gebundene Kohlenstoffmenge ist etwa zweimal so groß wie in der Atmosphäre und dreimal groß wie in der Vegetation.

Die Böden in Europa enthalten riesige Mengen Kohlenstoff (rund 75 Mrd. Tonnen), und eine mangelhafte Bodenbewirtschaftung kann ernsthafte Folgen haben. Werden z. B. die letzten Torfmoore Europas nicht geschützt, so wird ebenso viel Kohlenstoff freigesetzt, wie zusätzliche 40 Mio. Autos auf den europäischen Straßen erzeugen würden. Der Bericht, eine Zusammenfassung der besten verfügbaren Informationen über den Zusammenhang zwischen den Böden und dem Klimawandel, unterstreicht die Notwendigkeit, Kohlenstoff in den Böden zu binden. Das Verfahren ist kostengünstig und sofort einsetzbar, erfordert keine neuen oder noch unerprobten Technologien und bietet ein Klimaschutzpotenzial, das mit jedem anderen Wirtschaftssektor vergleichbar ist. Wie in der Bodenschutzstrategie der EU festgestellt wurde, ist es notwendig, den derzeitigen Trend hin zu einer Verschlechterung der Böden umzukehren und die Bodenbewirtschaftungsverfahren zu verbessern, wenn ein hoher Grad an CO2-Sequestrierung erreicht werden soll.

Umweltkommissar Stavros Dimas erklärt dazu: »Richtig bewirtschaftete Böden können riesige Mengen Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und verschaffen uns so wertvolle Zeit, um die Emissionen zu drosseln und mehr Nachhaltigkeit zu schaffen. Aber die Böden in Europa brauchen dringend besseren Schutz, und die Lösung hierfür muss in einer koordinierten Vorgehensweise bestehen. Ich begrüße diesen Bericht, der das Ergebnis der Konferenz der Kommission zu Bodenbewirtschaftung und Klimawandel vom Juni 2008 bekräftigt und klar aufzeigt, in welche Richtung wir uns bewegen müssen.«

Wechselwirkungen zwischen den Böden und dem Klimawandel

Die europäischen Böden enthalten schätzungsweise 73 bis 79 Mrd. Tonnen Kohlenstoff. Davon sind beinahe 50 % in den Torfmooren Schwedens, Finnlands, des Vereinigten Königreichs und Irlands gespeichert. Die Böden sind für den Klimaschutz außerordentlich wichtig, weil schon 0,1% des Kohlenstoffs in europäischen Böden, der in die Atmosphäre entweicht, der Menge entspricht, die 100 Mio. zusätzliche Autos – etwa die Hälfte der derzeit auf unseren Straßen befindlichen Zahl – erzeugen würden. Umgekehrt wäre ein Anstieg derselben geringen Menge Kohlenstoff in den Böden etwa 200 Mio. EUR (in heutigen Preisen) wert.

Die Landnutzung hat einen erheblichen Einfluss auf den Kohlenstoffgehalt der Böden. Die meisten Böden in Europa speichern Kohlenstoff: Grünland und Wälder binden bis zu 100 Mio. Tonnen jährlich und sind damit Kohlenstoffsenken, wogegen Ackerland als Nettoemittent wirkt und zwischen 10 und 40Mio. Tonnen Kohlenstoff jährlich freisetzt. Kohlenstoff entweicht aus den Böden, wenn Grünflächen, bewirtschaftete Forstflächen oder natürliche Ökosysteme in Kulturflächen umgewandelt werden; dieser Prozess kehrt sich langsam um, wenn Kulturflächen wieder in ihren ursprünglichen Zustand übergeführt werden.

Der Bericht kommt zu einigen beunruhigenden Schlussfolgerungen. Mit dem Anstieg der Weltbevölkerung werden noch mehr Grün- und Forstflächen in Kulturflächen umgewandelt, wodurch Böden, die derzeit noch als Kohlenstoffsenken dienen, zu Nettoemittenten werden. Die wirksamste Strategie zur Eindämmung der weltweiten Freisetzung von Kohlenstoff wäre die Einstellung der Flächenumwandlungen –wodurch jedoch ein Konflikt mit dem weltweiten Anstieg des Nahrungsmittelbedarfs entstehen könnte.

Gute Bewirtschaftung der Torfbestände ist entscheidend

Der Bericht unterstreicht die Bedeutung des Schutzes der Böden mit hohem Kohlenstoffgehalt. Etwa 310 000 km2 vormals unberührte Torfböden (die Fläche entspricht etwa der Hälfte der Fläche Frankreichs) sind durch Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen oder Forstflächen, Verstädterung oder Erosion verloren gegangen. Mehr als die Hälfte der restlichen Fläche wird außerdem trockengelegt, was zu einem zusätzlichen Verlust von mehr als 30 Mio. Tonnen Kohlenstoff jährlich (dem Ausstoß von weiteren 40 Millionen Autos auf unseren Straßen) allein durch die Landwirtschaft führen könnte. Die realistischste Lösung zur Erhaltung und Verbesserung der Kohlenstoffbestände in den Böden ist ein Schutz dieser Böden, von denen die meisten in Nordeuropa liegen.

Verbesserungsbedarf bei der landwirtschaftlichen Praxis

Die Praxis der Bodenbewirtschaftung hat erheblichen Einfluss auf die Kohlenstoffbestände. Der Bericht zeigt auf, wie die landwirtschaftliche Praxis im Hinblick auf eine Minimierung der Kohlenstofffreisetzung verbessert werden kann, zum einen bei den Anbaupflanzen und Ernterückständen und zum anderen durch den Schutz der Böden vor Wasser und Regen mittels ständigem Pflanzbewuchs, weniger störenden Pflugtechniken und geringerem Maschineneinsatz. Auf diese Weise lassen sich jährlich zwischen 50 und 100 Mio. Tonnen Kohlenstoff in europäischen Böden binden.

Mehr Ãœberwachung

Ein Hindernis bei dieser Analyse war das Fehlen EU-weiter Daten über den Kohlenstoffgehalt der Böden und seine Entwicklung. Deshalb ist es dringend notwendig, die Überwachung in diesem Bereich zu verbessern, um sicherzustellen, dass die Böden bei einem künftigen Klimaschutzabkommen eine größere Rolle spielen.

Erlass von Rechtsvorschriften blockiert

Die Kommission hat 2006 mit Unterstützung des Europäischen Parlaments einen Legislativvorschlag zum Schutz der europäischen Böden vorgelegt; der Vorschlag ist aber wegen des Widerstands von fünf Mitgliedstaaten zurzeit im Rat blockiert.

Quelle: EU-Kommission 2009