Aktuell: Konzeption für die historische Orangerie Darmstadt
Ende 2014 wird der Betrieb der Darmstädter Stadtgärtnerei eingestellt. Diese befindet sich auf dem Gelände der historischen Orangerie und wurde bisher dazu genutzt, die Pflanzen für das städtische Grün Darmstadts zu produzieren. Die vorhandenen Gewächshäuser sollen nach den bisherigen Vorstellungen abgerissen werden, da die Heizungsanlage ein hohen Kostenfaktor darstellt und es Befürchtungen gibt, dass die Gewächshäuser nach der Schließung dem Vandalismus anheim fallen. Die finanzielle Lage der Stadtkasse Darmstadts lässt eine Fortführung des Betriebes nicht zu. So sucht die Stadt nach einer sinnvollen Nutzung des insgesamt 16.000 m² großen Areals.
Der Entwurf von Dieter Krellmann und Joachim Böttcher stellt einen ökologischen, ökonomischen, sozialen und ethischen Brückenschlag dar. Er bietet den bisher vorgelegten unterschiedlichen Nutzungsvorschläge ein gemeinsames und gemeinnütziges Dach.
Historische Orangerie in Darmstadt. Markiert ist hier das Ende 2014 frei werdende Gelände
Vorlage für Gestaltung war ein historischer Stadtplan von 1874
Auf dem Gelände soll ein Stadtteilprojekt entstehen, welches auf die Bedürfnisse der Bürger eingeht. Die Historie des Geländes wird in die Planung aufgenommen und der ursprüngliche Gestaltungsentwurf zum Teil wieder herstellt oder neu interpretiert.
Es soll ein Generationen übergreifendes, integratives, agro-urbanes Zentrum etabliert werden, welches Treffpunkt, Markt, Bildungsstätte, Kulturraum und Naturerlebnis kombiniert. Als ein von Bürgern, regionalen Institutionen und Firmen finanzierter und genutzter Lehr-, Lern-, und Lebensgarten soll sich der Bürgergarten ökonomisch selbst tragen. Eine zu gründende Genossenschaft dient dabei als Träger. Von der Genossenschaft werden Fachleute für die jeweiligen Projektbereiche angestellt (Gärtnerei und Landwirtschaft, Palaterra-Anlage, Energiezentrale, Hühnerparadies, biologische Aquakultur). Darüber hinaus werden Arbeitslose, Menschen mit Handicap sowie alle interessierten Bürger generationenübergreifend als Helfer und Mitarbeiter in das Projekt integriert.
Der Nordgarten des Bessunger Bürgergartens
Geländeplanung mit Bio-Gemüseanbau und Verkauf, Terra Preta-Herstellung, Wärme- und Stromgewinnung, Hofladen mit Cafeteria, Kindergarten, ökologische Aquakultur und Hühnerparadies
Im Gesamtentwurf bleiben die vorhandenen Gewächshäuser erhalten und die Bürger an der Planung direkt beteiligt und umfassend informiert. Das Projekt wird mit einem beispielhaften Stoffstrommanagement (Begriffserklärung siehe unten) unter Einbeziehung wegweisender Ökotechnologien wie der Terra Preta angelegt. Der Bürgergarten wird (im Gegensatz zu heute) für alle frei zugänglich sein und steht inhaltlich im Zusammenhang mit dem möglichen Zuzug von tausenden Menschen in ein frei gewordenes Wohngebiet im Süden des Darmstädter Stadtteils Bessungen, welches bis vor kurzem von dem Amerikanern als Kaserne genutzt wurde.

Das neue agro-urbane Zentrum stellt durch die einzigartige Verbindung von Ökologie, Technik und sozialer Zielsetzung ein richtungsweisendes Leuchtturmprojekt dar.
Die Terra Preta nimmt eine entscheidende Rolle ein: Sie nutzt die entstehende Pflanzenkohle des mit regionalen Biomassen betriebenen Energiezentrums und verbessert die Böden nachhaltig. Gleichzeitig wird ein Teil der lokalen und städtische Biomassen (wie der Grünschnitt) sinnvoll verarbeitet und veredelt. Teure Entsorgungskosten und lange Transportwege entfallen hierdurch.
Der Südgarten des Bessunger Bürgergartens
Gestaltung im Südteil des Bessunger Bürgergartens mit Mehrgenerationengarten, Nutzgärten, Obstbäume, Kinder-Gärten, Blumenwiese, Experimentierfelder, Naturerlebnis, Bienen, Insektenhotels, Naturschule, Wellnessgarten, und vieles mehr.
In der neuen Gestaltung des Südgartens wird die Stuktur und Form der ursprünglichen Wege und damit die Aufteilung der Flächen wieder sichtbargemacht. Sie komplettiert damit das historische Ensemble der Orangerie. Formal gibt es Bezüge in der Flächenaufteilung zum Prinz-Georg-Garten in Darmstadt. Die Beete im oberen Teil des Südgartens interpretieren das alte Ensemble und stellen einen Lehrgarten dar, in dem gezeigt wird, wie Hochbeete, Trockenbeete, klassische Gemüsebeete, Permakulturbeete, usw. angelegt werden. Teilflächen können von Schulen oder Kindergärten bearbeitet werden. Als Mehrgenerationengärten soll in diesem Bereich das Wissen der „Alten†mit in das Projekt einfließen.
Im unteren Bereich des Südgartens entsteht ein gestalteter Naturerlebnisraum mit erfühlbarer Natur. Ein Pflanzen-Labyrinth deutet den Erlebnisbereich an. Der Südgarten kann auch für kulturelle Aktivitäten genutzt werden. Ausgangspunkt ist das Gebäude der Planzenüberwinterung, das die neue Bühne in den Sommermonaten als Theater verwendet. Ein weiterer Verbindungspunkt ist die kleine Veranstaltungsbühne in der Orangerie.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Stiftung „Lebendige Stadt“ haben die Stadt Andernach für ihr Projekt „Essbare Stadt“ als Gesamtsieger des Wettbewerbs „Lebenswerte Stadt“ ausgezeichnet. Wir sind glücklich, daß wir Heike Boomgaarden für den Bessunger Bürgergarten begeistern konnten. Gemeinsam versuchen wir das Projekt ähnlich erfolgreich zu gestalten.
Wir freuen uns, daß das Projekt schon jetzt prominente Unterstützer findet. Unter anderem engagiert sich Heike Boomgaarden (Initiatorin der „Essbaren Stadt Andernachâ€) aktiv am Gelingen. Auch das Bistum Mainz und die Deutsche Gartenbau Gesellschaft 1822 e.V., Joachim Eble Architektur aus Tübingen, Michael Bode-Böckenhauer (Centralstation, Vinocentral Darmstadt) und viele Interessierte helfen bei der planerischen Umsetzung.
Das Projekt ist offen für alle, die Ihre Anregungen und Ideen einbringen möchten:
Kontakt über: d.krellmann(a)buero-skoda.de
Erklärung: Was ist Stoffstrommanagement?
Stoffstrommanagement des Bessunger Bürgergartens
„Regionales Stoffstrommanagement wird als ganzheitliches, alle Potenziale einer Region optimierendes Konzept verstanden. Regionales Stoffstrommanagement aktiviert die eigenen, in der Region vorkommenden Potenziale für die langfristige, nachhaltige Entwicklung der Region. Ziel von regionalem Stoffstrommanagement ist eine optimale, nachhaltige Nutzung der endogenen Entwicklungspotenziale. Hierbei besitzt jede Region qualitativ und quantitativ unterschiedliche Optionen, die jeweils zu anderen Umsetzungsstrategien führen.â€
Quelle: Heck/Bemmann: Praxishandbuch Stoffstrommanagement
Im Bessunger Bürgergarten werden ausschließlich sich in idealer Weise ergänzende Teile eingesetzt.
Infos und Download
Link zum Download des Exposés zum Bessunger Bürgergarten (PDF mit 18 Seiten, 1,1 MB)